Ein nachhaltiger Ausflug ins Mercateum

Wer sich mal mit unserer Geschichte und hier speziell mit der des Handels in der Region beschäftigen möchte, dem können wir einen nachhaltigen Ausflug – deshalb am besten mit dem Rad – nach Königsbrunn empfehlen. Dort gibt es seit einigen Jahren ein noch  wenig bekanntes, aber ganz besonderes Museum, das Mercateum.

Es steht direkt neben der nicht mehr in Betrieb befindlichen Königstherme und macht schon durch sein Äußeres eine gute Figur, denn es ist ein begehbarer Globus, also eine Kugel. Mit zwölf Metern Durchmesser und fünf begehbaren, versetzten Ebenen ist es der größte historische, begehbare Globus der Welt. Auf der Außenhülle ist das Original der Welthandelskarte von Diegeo Ribero aus dem Jahr 1529 abgebildet. Diese Karte ist Eigentum des Vatikans. Das Mercateum darf als einziges weltweit diese Karte nutzen und auch vergrößern.

Das Museum wird von ehrenamtlichen Idealisten betrieben und hat deshalb in der Regel nur an Sonntagen geöffnet (näheres bitte auf der Mercateum Seite nachschauen). Da gibt es auch eine Führung, an der ich teilgenommen habe. Obwohl geschichtlich durchaus interessiert, habe ich noch eine Menge gelernt.

Gleich zu Beginn wird in einem Überblick erläutert, wie sich der Handel über die letzten Jahrhunderte weltweit entwickelt hat. Mir war dabei neu, dass die Römer bereits pfiffige Landkarten hatten, die ihnen erlaubten über große Entfernungen gezielt zu reisen. Mit unseren Landkarten hat das nichts zu tun, denn die Darstellung entspricht eher den schematischen Nahverkehrskarten unserer heutigen Zeit. Nur so konnte also so ein Weltreich überhaupt sinnvoll verwaltet und versorgt werden. Dem Stadtschreiber Konrad Peutinger wurde eine Kopie dieser Karte angeboten. Er griff zu, da er ihren hohen Informationswert erkannte. Sie wurde nach ihm „Peutinger-Karte“ genannt,  ist heute Weltdokumentenerbe und liegt in der Wiener Staatsbibliothek. Die Welser haben damit ihre komplexen Handelsbeziehungen bis nach Indien aufgebaut.

Weiter wird mit vielen Exponaten gezeigt, wie der Handel zuerst über Land und – ein Verdienst der Portugiesen – später dann um Afrika herum auf dem Seeweg entwickelt hat. Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten und unter welchen Randbedingungen die Menschen der damaligen Zeit zu kämpfen hatten. Ein Highlight ist im oberen Stock dann die Nachbildung eines Frachtraums mit vielen Handelsgütern eines portugiesischen Indienseglers von 1533. Auf dem winzigen Deck darüber mussten bis zu 60 Seeleute monatelang zusammen leben. Aber auch sonst gibt es viele Exponate zum Anschauen und Begreifen (im Doppelsinn!).

Ein Besuch in diesem hochinteressanten Museum lohnt in jedem Fall, fördert die Bildung und die Gesundheit (letzteres aber nur, wenn das Rad benutzt wird), also eine klare Empfehlung.

Rudolf Kaiserswerth

Zum Abschluß noch ein kleiner Tipp: Zu beachten ist, dass die Holzkonstruktion nach aussen hin nur durch eine doppelwandige Leinwand getrennt ist. Das bedeutet, dass es in der kalten Jahreszeit innen recht kalt und in der warmen Jahreszeit recht warm werden kann.  Ein bedeckter Himmer in den warmen Jahreszeiten ist somit  ideal.