Bei leicht bedecktem Himmel startete im Oktober die sechste ZukunftsTour des Bündnis Nachhaltiges Mering am Meringer Bahnhof. Diesmal war das Ziel der Lech. 16 Teilnehmende wollten sich über unseren großen und einst wilden Gebirgsfluss sowie das Projekt Licca Liber (I) informieren. Hierzu hatten wir Sebastian Streitberger vom Umweltbildungszentrum Augsburg eingeladen. Mit dem Fahrrad ging es direkt zum nordwestlichen Ende am Weitmannsee.
Streitberger informierte an verschiedenen Standorten darüber, wie der einst wilde Lech im vergangenen Jahrhundert gezähmt und in ein enges Korsett von Dämmen und Staustufen gesperrt wurde. Dies hatte natürlich nicht nur positive Auswirkungen wie Hochwasserschutz und Energiegewinnung. Früher wurden die Auwälder immer wieder vom Lech und seinen mäandernden Armen und seinem Grundwasser mit Wasser versorgt und bildeten eine vielfältige Auenlandschaft. Auf den Kiesbänken brüteten tausende von Vögeln. Wanderschäferei sorgte dafür, dass auf den vom Lech gestalteten und immer wieder überschwemmten Bereichen der Pflanzenbewuchs niedrig gehalten wurde und Magerrasenwiesen mit einer hohen Artenvielfalt entstanden. Der Fluss selber bot Lebensraum für zahlreiche Fischarten wie den Huchen, die noch im letzten Jahrhundert zu tausenden gefangen werden konnten und ein wichtiger Nahrungsbestandteil der Menschen waren.
Heute sind diese Lebensräume und Arten nur noch rudimentär vorhanden. Durch die Verbauung des Lechs mit Staustufen findet kein Kiestransport mehr im Fluss statt. Der Fluss ist deshalb bereits an vielen Stellen um mehrere Meter eingesunken, jederzeit kann die bisher noch intakte Sohle durchbrechen und dann in den Untergrund verschwinden. Das hätte katastrophale Auswirkungen, indem z.B. das für die Wasserversorgung notwendige Grundwasser abgesenkt wird und die Auwälder von einer wichtigen Wasserquelle abgeschnitten werden. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie verlangt, dass unsere Flüsse wieder in einen guten, ökologischen Zustand versetzt werden.
All dies nahm das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth zum Anlass, das Projekt Licca Liber zu starten, dessen erste Ausbaustufe zwischen Mandichosee und Hochablass gerade in der Genehmigungsphase steht. Ähnlich wie an der Wertach soll dem Fluss jetzt mehr Freiraum zur Entfaltung bekommen, indem z.B. Deiche rückgebaut und verlagert werden und Uferbereiche abgesenkt werden. Dies ist mit teils recht intensiven Baumaßnahmen verbunden, die in den nächsten Jahren starten werden. Anhand von Plänen erläuterte Streitberger diese Baumaßnahmen. Dabei wird auch intensiv in die Natur eingegriffen und es werden hunderte von Bäume gefällt. Es wird bis zu 20 Jahre dauern, bis dann der Lech, die Wälder, und die Wiesen einen neuen, für einen Gebirgsfluss typischen Lebensraum geschaffen haben. Streitberger betonte, dass für Licca Liber drei Rahmenbedingungen gesetzt wurden, die verbessert und beachtet werden müssen: Ökologie, Hochwasserschutz und soziale Nutzung bzw. Naherholung.
Wie gehts es jetzt weiter? Auch hierzu hatte der Exkursionsleiter Informationen parat. Die erste Ausbaustufe wird nach der Plangenehmigung durch die Stadt Augsburg kurzfristig mit den Baumaßnahmen beginnen. Die anderen beiden Ausbaustufen Licca Liber (ll) und (lll) sind derzeit in der Planungsphase und folgen zeitversetzt. Daran schließen sich weitere Stufen bis zur Donau an.
Vorletzte Station dieser ZukunftsTour war die Kuhseeheide, die stellvertretend für die sehr artenreichen und ökologisch wertvollen Lebensräume der Lechheiden vorgestellt wurde. Abschluss dieser sehr informativen Tour war dann zur Stärkung und zum leiblichen Wohl ein Besuch in der schwarzen Kiste am Hochablass.
Nach einem sehr interessanten und informativen Nachmittag kehrten alle Teilnehmenden wieder gesund nach Mering zurück.
Bild: Jörg Häberle