Themenschwerpunkt: Mobilität

Beim ZukunftsMarkt haben wir fünf Themenschwerpunkte im Rahmen eines Gewinnspiels präsentiert. Wir stellen hier nochmal die einzelnen Themen ausführlicher vor.

Heute ist die Mobilität unser Thema. Hier fragen wir uns ob ein ‚immer weiter so‚ die richtige Strategie sein kann?

Wir werden immer mobiler

Das läßt sich an der folgenden Grafik gut zeigen. Seit 1976 hat sich die Verkehrsleistung mehr als verdoppelt. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) ist dabei leicht gestiegen. Eine Verkehrswende ist nicht erkennbar.

Ein paar Kenndaten zum Thema Verkehr

Wenn wir uns ein paar weitere Kenndaten ansehen so wird das noch deutlicher:

  • Der Straßenverkehr verursacht fast ein Fünftel der CO2 Emissionen in Deutschland. Der Verkehrsbereich ist der einzige Bereich, dessen CO2 Emissionen nicht ab- sondern sogar noch zugenommen haben.
  • Deutschland hätte 2013 ca. 12 % CO2 eingespart. Alleine wegen  dem Trend zu SUVs ist dieser Wert auf 1,6 % geschrumpft.
  • Im Jahr 1995 hatten Autos noch 95 PS, im Jahr 2014 waren es  bereits 140 PS. Das ist fast die Hälfte mehr.
  • Alleine für den Ausbau im Verkehrsbereich wird pro Jahr in etwa die Fläche von Augsburg benötigt.
  • Viele Innenstädte (auch Mering) ersticken im Autoverkehr. Statt menschengerechter Städte haben wir autogerechte Städte geschaffen.
  • Der Autoverkehr verursacht viele externe Kosten (Umweltschäden). Alleine durch Dieselruß werden ca.
    14 400 Tote pro Jahr in Deutschland geschätzt.
  • Eine Abschätzung des VCD (Verkehrsclub Deutschland) ergibt, dass die externen Kosten des motorisierten Individualverkehrs sich pro Bürger auf knapp 150 Euro im Jahr belaufen (d.h. diese Kosten werden nicht über Abgaben wie Steuern durch die Autofahrer kompensiert). Würde man diese Kosten stattdessen in den Nahverkehr investieren, könnte dieser wesentlich verbilligt werden.

Ein ‚Weiter so‘ stößt gegen immer mehr Grenzen. Politik und wir als Bürger sind gefordert in Richtung Verkehrswende zu denken.

Warum den Urlaub nicht anders verbringen?

Wenn wir davon ausgehen, dass gravierende Folgen des  Klimawandels nur durch eine Beschränkung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad  noch verhindert werden, so ergibt sich für jeden Weltbürger ein Klimabudget, das er pro Jahr ‚verbrauchen‘ kann (der grüne Balken in der folgenden Grafik). Die Überlegung geht davon aus, dass allen Weltbürgern das gleiche Klimabudget zusteht.

Das entspricht in etwa dem CO2 Ausstoß von einem Jahr Autofahren in Deutschland (ca. 14 000 km mit einem Mittelklassewagen). Das bedeutet, dass damit schon das Klimabudget ausgereizt ist. Für andere Aktivitäten wie z.B. Heizen oder Essen steht damit nichts mehr zur Verfügung. Wer die gleiche Strecke mit der Bahn zurücklegt, hätte demgegenüber noch zwei Drittel seines Klimabudgets zur Verfügung.

Vielen von uns ist nicht bewußt, dass die Wahl des Urlaubsortes und des Verkehrsmittels erhebliche Auswirkungen auf das Klimabudget hat. So kann man z.B. 61 mal (also in etwa ein ganzes Leben lang) mit der Bahn an die Cote d’Azur reisen (1/10 des Klimabudgets), aber nur ein einziges Mal nach Hawaii (das 3,1-fache des Klimabudgets).

Die Grafik zeigt noch für weitere Flugreisen die Auswirkung auf unser persönliches Klimabudget. Ein Urlaub auf Teneriffa frißt z.B. schon die Hälfte unseres Klimabudgets auf.

Wichtig ist also, dass wir unsere Urlaubsziele und auch das Verkehrsmittel mit Bedacht wählen wenn uns der Klimaschutz wichtig ist.

Was könnte der Landkreis tun?

Anfang April haben sich engagierte Bürger zum Forum Z in Blumenthal getroffen um sich u.a. mit Maßnahmen im Bereich Mobilität zu beschäftigen. Ein Video erläutert die Hintergründe, eine Präsentation die Vorgehensweise und die Ergebnisse im Detail.

Ziel der Veranstaltung des Bund Naturschutz war, dass der Landkreis Aichach-Friedberg 2050 der umweltfreundlichste in ganz Bayern werden soll. Folgende Maßnahmen wurden dazu zum Thema Mobilität erarbeitet und bezüglich der Realisierbarkeit eingeordnet:

Was ist sofort möglich?

  • Grundsatzbeschluss für öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV Offensive im Wittelsbacher Land
  • Kein weiterer Straßenneubau auf allen Ebenen (Gemeindestraße bis zur Osttangente!)
  • Beschluss des Kreistages: neue Wohngebiete nur mit verkehrsberuhigtem Bereich / Spielstraßen

Was ist möglich in einem Jahr?

  • Einstellung einer Fachkraft für individuelles und betriebliches Mobilitätsmanagement im Landratsamt.
  • ÖPNV Anbindung aller Ortsteile an sieben Tagen mit flexibler Bedienung (Anruf-Sammeltaxis, Rufbus)

Was ist möglich in drei Jahren?

  • Neuerstellung eines Nahverkehrsplanes mit öffentlicher Beteiligung
  • Tempo 30 in allen Wohngebieten (Bestand)
  • Jahresnetzkarte AVV 750 € Gesamtnetz / 365 € halbes Netz
  • Rad- Fußwegekonzept landkreisweit

Was ist langfristig möglich?

  • Im Jahr 2050 ist unsere Mobilität lärmfrei, abgasfrei, unfallfrei, energie- und flächensparend, abfallfrei und sozial
  • Das Wittelsbacher Land ist 2050 Spitzenreiter beim ÖPNV Angebot in Bayern!

Die Ergebnisse wurden am zweiten Tag der Veranstaltung Vertretern des Landratsamtes übergeben.

Wir haben die Wahl – unser ‚Denkzettel‘ für Sie

Hier einige Vorschläge von uns, wie Sie ihr Mobilitätsverhalten verbessern können:

  • Überlegen Sie jedes Mal ob die Fahrt wirklich notwendig ist
  • Können Sie eventuell zu Fuß gehen / mit dem Fahrrad fahren?
  • Stehen öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung? Wenn ja, nutzen Sie diese
  • Kaufen Sie beim nächsten Mal ein Auto mit besseren Verbrauchswerten (keinen SUV!)
  • Vermeiden Sie das Fliegen wo immer es geht
  • Gleichen Sie wenigstens ihr CO2 Konto bei unvermeidlichen Flügen z.B. über atmosfair.de aus. Das kostet nur wenige Euro und sollte es ihnen wert sein.

Damit können Sie ganz individuell einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz beisteuern.