Themenschwerpunkt: Artenvielfalt

Die Sommerpause ist vorbei und es geht wieder weiter. Beim ZukunftsMarkt haben wir fünf Themenschwerpunkte im Rahmen eines Gewinnspiels präsentiert. Wir stellen hier nochmal die einzelnen Themen ausführlicher vor.

Heute ist die Artenvielfalt unser Thema. Hier fragen wir uns ob der Mensch das Recht hat, die Artenvielfalt extrem zu reduzieren und was das für uns bedeutet. Das Artensterben ist ein leider ein Thema, das bei Vielen von uns noch überhaupt nicht im Fokus ist. Mit

diesem Beitrag wollen wir daher das Bewußtsein dafür schärfen.

Die Geschichte des Artensterbens

Kurz nach Erscheinen des Menschen vor etwas mehr als 100.000 Jahren starben viele Großsäuger aus wie z.B. Mammut, Riesenhirsch, Höhlenlöwe und Wollnashorn (Titelbildquelle: Wikipedia, Mauricio Antón, Creative Common License CC BY 2.5.).

Auf den einzelnen Kontinenten trat die Aussterbewelle zu unterschiedlichen Zeiten auf. Diese entsprechen dem Zeitpunkt, als Menschen auf dem jeweiligen Kontinent auftraten:

Es gab seit dem Kambrium vor ca. 540 Millionen Jahren fünf große Aussterbewellen, bei denen innerhalb kurzer Zeit mindestens 75% der Arten ausstarben. Sie werden als Big Five bezeichnet.

Die bekannteste ist die durch einen Meteoriten und Vulkanausbrüche verursachte Aussterbewelle am Ende der Kreidezeit, bei der die Dinosaurier aussterben. Die größte fand im Perm vor 250 Millionen Jahren statt, verursacht durch den Ausbruch eines Supervulkans in Sibirien. Es starben bis zu 90% der Arten aus.

Das sechste Artensterben

Nach Ansicht vieler Wissenschaftler verursacht der Mensch gerade die sechste Aussterbewelle. Die aktuelle Aussterberate übersteigt nach vorsichtiger Schätzung den normalen Wert um den Faktor 100 bis 1000. Wenn wir so weiter machen, werden in 200 bis 500 Jahren mindestens 75% der Arten auf der Erde für immer verschwunden sein. Wir werden damit nicht nur den Reichtum der Natur verlieren sondern auch die Evolution des Lebens so stark verändert haben, dass dies auch noch in Milliarden Jahren deutlich sichtbar sein wird.

Viele Arten sind bei uns mittlerweile ausgestorben (darunter der Große Tümmler, der Triel, das Ziesel, Sitzels Knabenkraut und die Cullumanushummel).  Viele weitere sind stark gefährdet.

Ursachen für das aktuelle Artensterben
  • Verlust von natürlichen Lebensräumen
  • Versiegelung der Böden
  • Rodung von Wäldern
  • Industrielle Landwirtschaft mit massenhaftem Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern
  • Zu hoher Energieverbrauch und Freisetzung klimaschädlicher Gase
  • Zu hoher Fleischkonsum und Klimawandel

Wissenschaftler sagen, dass auf der Erde 11 Milliarden Menschen gut leben könnten – ohne die Natur und unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Voraussetzung dafür ist, dass wir intelligent und nachhaltig handeln. Dies bedeutet mit den natürlichen Ressourcen schonend umzugehen und in eine Recylingwirtschaft einzusteigen, bei der jeder Rohstoff wieder dem Kreislauf zugeführt wird – die Natur macht uns dies schon lange vor.

Haben wir das Recht dazu?

Das Aussterben von Arten in der Natur ist ein natürlicher Vorgang. Normalerweise stirbt pro Jahr eine von einer Millionen Arten aus. Selbst Massenaussterben ist normal und neben den Big Five gab es eine ganze Reihe einzelner, weniger großer Aussterbewellen. Die Natur zeigt sich dabei als sehr robust und flexibel und entwickelt in der Regel einen neuen und größeren Artenreichtum.

Der Natur kann es also relativ egal sein, ob es ein neues, durch uns ausgelöstes Aussterben geben wird – vielleicht wird es danach in einigen Millionen Jahren danach sogar eine neue Artenvielfalt geben. Es geht um uns und die Frage ob wir das Recht haben, viele Millionen Arten auszulöschen und die Evolution in ganz neue Bahnen zu lenken und ob wir das Recht haben, den nach uns kommenden Generationen einen verwüsteten Planeten zu hinterlassen.

Auch können wir, als Teil der Natur, nicht ohne sie existieren und indem wir die Natur zerstören, vernichten wir unsere eigenen Lebensgrundlagen. Es ist überhaupt nicht absehbar, welche sozialen und kriegerischen Auseinandersetzungen dadurch weltweit verursacht werden, wenn erst einmal der Kampf um die immer knapper werdenden Ressourcen los geht. Wir merken es bereits heute an den Turbulenzen an den Kapitalmärkten und den großen Flüchtlingswellen, die zumindest teilweise dadurch verursacht werden. Man muss es leider sagen, der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung sondern der schlimmste Parasit, der die Biosphäre jemals heimgesucht hat. In der gesamten Erdgeschichte gab es keine einzige Spezies, die ein globales Massensterben ausgelöst hat. Die Frage ist, ob wir es schaffen, dies zu ändern.

Die Erde aus dem Weltraum gesehen. Man sieht an den Lichtern der Städte und Straßen, wie sich der Mensch ausbreitet. Rechts zum Vergleich eine Petrischale mit Bakterienkolonien in verschiedenen Wachstumsstadien. Rechts oben sind die Ressourcen aufgebraucht und die Kolonien gehen zu Grunde.

Wir haben die Wahl

Haben Sie Garten oder Balkon? Dann beachten Sie bitte:

  • Verzichten Sie auf den Einsatz von Chemie
  • Pflasterritzen bieten Platz für Kleinstlebewesen
  • Pflanzen Sie einheimische Sorten
  • Artenreiche Gärten sind wild, vielfältig und ‚unordentlich
  • Es gibt keine ‚Unkräuter
  • Altes Holz, Äste und Blätter sind ideal für viele Lebewesen
  • Magerer Boden bietet die größte Artenvielfalt

Sind Sie Landwirt? Dann beachten sie bitte:

  • Biologische Landwirtschaft ist eine Alternative
  • Neonikotinoide und Glyphosat sind schlimme Umweltgifte, an denen nicht Sie sondern andere verdienen
  • Reservieren Sie Flächen, Feldränder un d Hecken für die Natur
  • Achten Sie bei der Arbeit auf Tiere auf Feld und Hof wie Rehkitze, Kiebitz- und Lerchennester, Hummelnester, Fledermäuse usw.
  • Gewässer, auch kleie Pfützen, sind für viele Amphibien eine große Hilfe

Für uns alle! Bitte beachten Sie:

  • Regionale und biologische Nahrungsmittel kaufen
  • Naturschutzverbände unterstützen
  • Sagen Sie ‚Ihren‘ Politikern, wie wichtig Ihnen die Natur ist – am besten bei der nächsten Wahl